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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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07.04.2010, 15:48 | #1 |
Der größte Feind
Du streckst deine langen Fangarme aus,
krallst dir alles was mir lieb ist. Verzieh dich doch einfach, niemand braucht dich, du bist unerwünscht. Allgegenwärtig liegst du auf der Lauer, schleichst dich an, packst zu. Wer weiß, von wem du bereits heimlich Besitz ergriffen hast. Wer als Trophäe in deiner Sammlung heimisch wird. Du nährst dich von Kraft und Hoffnung, Schmerz und Hilflosigkeit bleibt bestehen. Du bist unser größter Feind, suchst dir heimlich ein Territorium in dem du dich ausbreitest, wucherst. Schadenfreudig triumphierst du über die Hülle, die den aussichtslosen Kampf verloren hat. Ich habe einen Schutzwall um die Menschen gebaut, die ich liebe. Ich wollte sie vor dir schützen. Du hast ihn mühelos durchbrochen. Ich hasse dich so sehr!!! Scheiß Krebs |
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18.05.2010, 21:31 | #2 |
Ich glaube, meine bisherigen Meinungen zu deinen Texten waren eher positiv. Diese Serie muss ich unterbrechen, auch wenn ich dabei das Risiko eingehe, bei dir einen Nerv zu treffen. Denn in diesem Gedicht scheint persönliche Erfahrung drin zu sein. Aber ich geh mal ganz objektiv vor:
Zunächst mal: Was ich gut finde, ist wie du eine Spannung aufbaust. Man fragt sich schon beim Lesen über, wer das wohl sein mag. Aber braucht es wirklich eine Auflösung? Das finde ich persönlich sehr schade. Lieber den Leser im Unklaren und ihn seine eigene Deutung finden lassen, ist vielleicht aber auch nur persönlicher Geschmack. Auch die zweite Strophe sowie die vorletzte Zeile sind eher unnötig, da eine negative Haltung dem LD gegenüber schon aus dem Kontext mehr als ersichtlich wird. Auch allgemein ist der Text etwas zu lang, ich hätte ihn mir ein bisschen knackiger gewünscht, kürzere Sätze, das ein oder andere Füllwort gelöscht und er wäre für mich viel eindringlicher. Diese Strophe: "Du nährst dich von Kraft und Hoffnung, Schmerz und Hilflosigkeit bleibt bestehen." ist hingegen toll! Von der Metaphorik her... ich bemerke nämlich gerade, dass es "bleiben" heißen müsste. Ach ja, immer am Nörgeln. Aber das sagt man mir auch in real life nach, also nichts für ungut. Tut mir leid, dass ich gerade so ein sensibles Thema für schlechte Kritik ausgesucht hab, aber ich bin nur ehrlich. Jedenfalls viel Glück bei der Sache |
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18.05.2010, 22:05 | #3 | |||
Lieber Phobipp,
danke für deine Wortmeldung! Zitat:
Zitat:
Wenn ich mir meine Zeilen momentan durchlese, runzelt sich mir die Stirn. Ich muss mir das Ganze glaub ich nochmals vornehmen. Da regst du mich glatt zum Tüfteln an. Mal schauen, ob was dabei raus kommt! Heute wird es mir aber nicht mehr gelingen! Zitat:
Mit liebem Gruße Tiffy |
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18.05.2010, 23:25 | #4 |
Hallo Tiffy,
ich habe mit dem Thema auch leidvolle persönliche Erfahrungen gemacht und versucht diese in Texten aufzuarbeiten.
Der eher sarkastische Umgang ist sicher eine gute Möglichkeit, aber mir ist es etwas zu oberflächlich. Hier hat man den Eindruck, es wäre eine Art Kampfspiel, nur gibt es meistens nur Verlierer. Da du ja nochmal drüber gehen willst, wäre ich auch dafür den Text am Schluss nicht aufzulösen. Worte wie wucherst etc. geben ausreichend Hinweise wer oder was gemeint ist. LG Perry |
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19.05.2010, 01:24 | #5 |
R.I.P.
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Moin Moin!
Wenn schon Interpunktion: Warum nicht korrekt und durchgängig? Schmerz und Hilflosigkeit sind ZWEI. Also bleiben sie bestehen. Ja mei: Alter Wein aus schlechten Schläuchen. Thing |
19.05.2010, 11:08 | #6 |
abgemeldet
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hallo tiffy,
ich bin ergriffen von deinem gedicht und kann nur sagen: so ist es! dieser verdammte krebs, der wie eine krake die fangarme ausstreckt, schon beinahe jeden erfasst und alles verschlingt! habe mir doch glatt früher eingebildet, es wäre eine mentale sache, ob man krebs bekommt oder nicht - mitnichten. rechtzeitig erkannt, kann bei bestimmten tumoren dank der möglichkeiten unserer modernen medizin oft noch gegengesteuert werden. doch wer den kampf mal verloren hat, muss elend zugrunde gehen. wohl dem, der liebe menschen um sich hat, die ihm auch in dieser ausweglosen situation noch beistehen! mir gefällt, dass du so ehrlich, so authentisch über dieses thema schreibst. genau diese gedanken sind es, die einem im kopf rumgehen. die empfindungen, ohnmacht, wut, hass, kommen sehr gut rüber, so dass sich der leser in die lage des angehörigen eines betroffenen versetzen kann. wäre der text ausgefeilter, wäre vielleicht auch die distanz des lesers größer. ach ja, es muss natürlich heißen: "schmerz und hilflosigkeit bleiben bestehen." auch müsste es statt "schadenfreudig" heißen: "schadenfroh". sehr gern gelesen, hat mich tief berührt. lieben gruß rosenblüte |
19.05.2010, 17:33 | #7 | ||
Hallo an alle,
vielen Dank für eure Antworten! Lieber Thing, Zitat:
Liebe Rosenblüte, schön, dass die Zeilen auf dich gewirkt haben. Es sind niedergeschriebene Gedanken, etwas chaotisch, muss ich zugeben, doch ging mir das in diesem Moment durch den Kopf. Zitat:
Lieben Dank aber für deinen ausführlichen Kommentar. Lieber Perry, wie versprochen, habe ich etwas daran getüftelt. Ist was ganz anderes dabei raus gekommen, als gedacht. Fiel mir ehrlich gesagt sehr schwer, hab mich gefühlt als hätte ich ein Brett vor meinem Hirn. Nun, obwohl ich nicht weiß was ich davon halten soll und auch nicht wirklich damit zufrieden bin, folgt hier der neue Entwurf. (hoffentlich diesmal mit weniger Leichtsinnsfehlern, peinlich !) Liebe Grüße an euch alle Tiffy |
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19.05.2010, 17:35 | #8 |
"Neuversion"
Lauernde Fangarme
beschlagnahmen alles was mir lieb ist Wuchernd wird Leben vertrieben Wille und Wohlmut Elend nährt sich von Hoffnung und Kraft lautlos schmatzend Schmerz, Hilflosigkeit begleiten unaufhaltsames Schwinden Das Ende schnell und schwarz tumorverseucht herbeigesehnt Bis warme Hände Kaltes streicheln rieselnd Erde Holz liebkost |
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19.05.2010, 18:01 | #9 |
Hallo Tiffy,
da läuft mir ehrlich gesagt eine Gänsehaut über den Rücken, weil in mir beim Lesen deiner Zeilen, die unaufhaltsame Chronologie des Verlaufes dieser Krankheit abläuft.
Es ist schwer hier konstruktiv anzusetzen, aber ich versuche es trotzdem mal mit einer eigenen Version: Lauernde Fangarme beschlagnahmen dich vertreiben wuchernd Wille und Wohlgefühl Elend nährt sich schmatzend von Hoffnung und Kraft lässt dich hilflos unaufhaltsam schwinden bis meine Hände nur noch Kaltes streicheln rieselnde Erde dich ein letztes mal liebkost Der Schluss ist etwas gefühlsbeladen, aber das lässt sich wohl bei eigener Betroffenheit kaum vermeiden. Ich wisch mir mal schnell die Erinnerungstränen aus den Augenwinkeln und tauche ab. LG Perry |
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19.05.2010, 18:05 | #10 |
abgemeldet
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hallo tiffy,
jeder leser empfindet ja einen text anders. mir als betroffener gefällt die ursprüngliche version besser, aus den genannten gründen: du schreibst unverblümt, wie einem menschen zumute ist, in dessen umfeld der krebs sich unerbittlich ausbreitet. der leser erfährt haargenau, welche gedanken dem li in so einem moment im kopf rumgehen. dieses grauen verdient keine beschönigung! mach doch einfach zwei eigenständige gedichte draus, wenn dir die erste version nicht so gefällt. ich jedenfalls würde ungern darauf verzichten wollen. lieben gruß rosenblüte |
19.05.2010, 18:19 | #11 | ||
Lieber Perry,
ich habe gerade auch Gänsehaut. Deine Version haut mich um! In dem Moment, als ich dein Gedicht gelesen habe, lief im Hintergrund das passende Lied. "Life is too short" von Kai Tracid, mit der Hintergrundmelodie der "unendlichen Geschichte". Da fingen meine Augen ebenfalls an feucht zu glitzern. http://www.youtube.com/watch?v=RukiE...eature=related Liebe Rosenblüte, Zitat:
Zitat:
Keine Angst, die erste Version bleibt auch bestehen. Mich persönlich berührt die Version von Perry sehr. Danke, Grüßle Tiffy |
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19.05.2010, 18:47 | #12 |
abgemeldet
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hallo tiffy,
ja, die version von perry gefällt mir auch sehr gut. lieben gruß rosenblüte |
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